Radtouren
auf historischen
Bahntrassen in Belgien
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Ieper ⸗ Boezinge ⸗ Kortemark
Die Bahnstrecke über das flache Flandern Land zwischen Ypern und Kortemark wurde im Krieg 1914/1918
mit wechselndem Frontverlauf von den Militärs beider Seiten genutzt.
Friedhöfe, Denkmale und Info-Tafeln erinnern an den weltweit ersten Einsatz von Giftgas.
Damals vor 100 Jahren wie auch heute eine brutale und sinnlose Kriegstaktik.
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Ieperlee Kanal
Vom malerischen Ypern (Ieper, Ypres) gibt es zwei parallel laufende Radwege zur Auswahl.
Der eine auf dem neu eingerichteten Stück der Bahntrasse (Spoorlijn 63) bis zum alten Bahnhof Boezinge,
der andere auf dem Westkaaipad entlang des Ieper-Ijzer (Ieperlee) Kanals.
Boezinge Bahnhof
Heute hält hier die Buslinie 40 (Ieper - Kortemark - Torhout), sehr praktisch wenn der Radweg zu lang wird.
Seit 2021 eine neue Fahrradbrücke über den Ieper-Ijzer Kanal gelegt
wurde, startet hier die Vrijbosroute ohne Umwege und Strassenverkehr.
Von der Brücke Blick auf die Schleuse Boezinge Dorp.
Gaz Asphyxiants à Boesinghe
Die 'Carrefour des Roses' ist der Schauplatz des ersten Giftgas Einsatzes in der Geschichte.
An der Frontlinie zwischen Langemark und Poelkapelle, öffnete die deutsche Seite am 22. April 1915 gegen 17 Uhr
Flaschen mit 180 Tonnen Chlorgas (Gaz Asphyxiants, Erstickungsgas).
Vom Wind getrieben traf die gelbliche, hoch-gifte Wolke tausende Franzosen, Algerier, Kanadier und Belgier schutzlos.
Schon damals nach der Haager Konvention von 1907 ein Kriegsverbrechen.
Das bretonische Kreuz aus dem 16.Jahrhundert stammt aus der Heimat der meisten Opfer.
Carrefour des Roses
Zwei Jahre später starb an dieser Kreuzung auch der irische Poet Francis Ledwidge
bei Reparaturarbeiten an den Bahngleisen. Eine verirrte Granate tötete ihn
am 31. Juli 1917, einen Monat vor seinem 30. Geburtstag.
Bei unserem ersten Besuch Ende Mai 2009 war der Weg noch geschottert und
ein gelegentlicher lauter Knall sollte sicher nur die Vögel von den Feldern vertreiben.
Steenbakkerij Dumoulin
Neben der Strecke der 300 Meter lange, 1961 gebaute neue Tunnelofen der Ziegelei Dumoulin op de Hagebos.
Der dazugehörige Schornstein wurde 1972 gesprengt.
Die zeitweilige Nutzung als Nerzfarm wurde nach Protesten von Tierschützern beendet.
Mit dem Angriff bei Langemark-Poelkapelle wollte der deutsche Generalstab die festgefahrene Situation durchbrechen.
Aber am Ende der 2. Schlacht um Ypern in den Monaten April / Mai 1915
waren 100000 Soldaten durch Gas und Artillerie getötet, viele starben später an den Folgen des Giftgases.
Die belgischen Orte verwüstet und die Bewohner vertrieben. Kriegsziele wurden nicht erreicht.
Eine bereits im November 1914 verlustreich gescheiterte Offensive diente der Heeresleitung und
rechten Kreisen der Weimarer Republik zur Konstruktion des "Mythos von Langemarck".
Erst nachdem hier die deutsche Armee ab 1940 zum zweiten mal Schrecken verbreitet hatte, ist das Motto
dieser Gedenkstätte «Die Toten dieses Friedhofes mahnen zum Frieden».
Das 1932 offiziell eingeweihte Gräberfeld liegt am Ortsrand nur 400m vom Radweg in Richtung Houthulst.
Die Informationstafel des Kriegsgräberfürsorge e.V. als PDF-Datei:
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Namur Crossing, Poelkapelle
Mutiger Einsatz 1917 ohne Blutvergiessen von Frederick Dancox
an der "Namur Railway Crossing". Seine Geschichte auf der Seite des
Worcestershire Regiments.
Diesen ehemaligen Bahnübergang passiert man auf dem Weg zur Station Poelkapelle. Von hier ein schöner Blick zurück auf Langemark.
Station Westrozebeke, Vijfwegen
Hier im Dorf Vijfwegen das Stationsgebäude Westrozebeke.
200m vor und zurück erkennt man noch die beiden Abzweige in das Waldgebiet Vrijbos (Bos van Houthulst).
Der belgische Militärstützpunkt von Vrijbos hatte
noch bis 2003 einen Gleisanschluss nach Kortemark.
Kriegsverlierer auch die Natur. Von den 1000 ha des sagenumwobenen Vrijbos wurden nur etwa 350 ha wieder aufgeforstet,
ein schönes Wander- und Naturschutzgebiet.
Im Forêt d´Houthulst 1917: eine französische Erste-Hilfe Station im Betonbunker, von den Soldaten "Der Zeppelin" genannt.
Gefunden im Kriegstagebuch
Journal de guerre 1914-1918 von Abbé Achille Liénart.
Walstraat Brücke, Stadenberg
Hier beim Dorf Stadenberg, unter der einzigen Strassenbrücke weit und breit, ist auch der 'höchste' Punkt des Radwegs.
Staden wartet auf den Zug
Der kleine Ort Staden wurde im ersten Weltkrieg völlig zerstört im zweiten schwer beschädigt.
An der Bahnsteigkante die letzten 300m Schiene. In blau eine tolle traditionelle Frittenbude.