Mit dem Rad
auf Taiwans
historischer Zuckerbahn
— —
SuanTou ⸗ AoGu ⸗ PuZi
Die 1906 gebaute SuanTou Zuckerfabrik 蒜頭糖廠
war in Taiwan eine der drei grössten Zucker Raffinerien während der japanischen Kolonialzeit.
Sie war angeschlossen an das weitläufige Schmalspurnetz im südlichen Taiwan. Zunächst nur für den Transport
des Zuckerrohrs aus den umliegenden Feldern gedacht, wurde schon bald ein regulärer Personenbetrieb für jedermann aufgenommen.
Der Radweg folgt aber einer Strecke, die insbesondere für die Neulandgewinnung an der Küste gebraucht wurde.
Jetzt liegt dort ein wunderbares Vogelschutzgebiet.
Zum vergrössern die Bilder anklicken // Click on Pics to enlarge
Schienenbus
Auf dem Gelände der "Taiwan Sugar Corporation" sind noch viele Lokomotiven, und eigenwillige Triebwagen zu bewundern.
Die 1950er Jahre waren die Hochzeit der Zuckerbahn und das Netz umfasste knapp 3000km.
Über 620km mit Personenverkehr, von den Taiwanern etwas spötisch "Fünf Cent Bahn" genannt
五分鐵道.
Aber die Experten sind sich nicht ganz einig wie die Schmalspurbahn zu ihrem 50% Spitznahmen gekommen ist,
halbe Geschwindigkeit, fast halbierte Spurbreite oder die billigen Fahrkarten?
SuanTou Bahnhof
Der alte Bahnhof ist eins der wenigen noch im Originalzustand erhaltenen Beispiele für den japanischen Stil des frühen 20. Jahrhunderts.
Heute starten dort die Rundfahrten übers Firmengelände. Hier am 25. Dezember auch mit Nikolausmütze.
SuanAo Radweg
Auf der Brücke über den PuZi Fluss startet die Tour zum AoGu Küstengebiet: SuanAo-Land-Radweg
蒜鰲田園自行車步道.
Mit zweitem Namen: PuZi-Fluss-Radweg
朴子溪自行車道.
Auf dem Weg zum Fluss rechts der parkähnliche Verwaltungs- und Wohnbereich der Fabrik.
Links am Fluss entlang gehts zum Haupteingang des National Palace Museums.
Dort beginnt der zweite Bahntrassenradweg in den Ort PuZi. Mehr davon ganz unten auf der Seite.
Hängebrücke 六腳佃長壽橋
Die frühere Eisenbahnbrücke wurde durch die mit 390 Metern längste Fahrrad Hängebrücke Taiwans ersetzt.
Im Hintergrund die Schornsteine der Zuckerfabrik, unten der eingedeichte PuZi Fluss und wildes Grünland.
Abzweig
Wegweiser für verwirrte Lokführer: Rechts nach BeiGang,
links gehts zum Meer.
BeiGang Brücke
Die Brücke nach BeiGang 北港 steht noch,
wartet aber auf die Restaurierung. Daher erstmal weiter den Radweg zur Küste.
Historische Photos: Sugar Industry Cultural Digital Archives, Taiwan
SuanTou 蒜頭
Kleine Pagode mit Andreaskreuz in SuanTou und etwas weiter gegenüber ein 7-Eleven.
Übrigens, der Ortsname bedeutet schlicht Knoblauch, also wörtlich übersetzt ist das
die Knoblauch-Zucker-Fabrik, klingt lecker?
Über die Felder
Ab Ortsausgang SuanTou verläuft der Radweg zumeist neben der Landstrasse.
Hier beginnen auch die endlosen Felder aber Zuckerrohr sucht man vergebens.
Indischer Goldregen
Der Radweg wird gesäumt vom Indischen Goldgregen
阿勃勒,
ein wunderbares Fotomotiv von Mai bis Juni.
Bei Kilometer 6 eine dreifache Kreuzung. Fernstrasse 19, Bahntrasse und Kanal.
Unter der Strassenbrücke ein Rastplatz und dann die Eisenbrücke über den Kanal.
Die macht den Eindruck als wäre sie vorher die Bahnbrücke gewesen und nur umgesetzt worden.
GangKou
Auch wenn der Radweg bei 11.5 km endet gehts ohne viel Autoverkehr weiter.
Die Bahntrasse verschwindet zwar hinter dem Maisfeld kurz im Wald,
aber an der nächsten Kreuzung rechts ist sie leicht wiederzufinden.
Am Waldrand ein altes Lagerhaus, dann weiter über den gigantischen Parkplatz des GangKou Harbor Tempels
entlang der Strasse 7.
Auf dieser Strecke transportierte die Schmalspurbahn Erdreich für die Seedeiche
dieses gross angelegten Projektes.
Die Neulandgewinnung in AoGu sollte mit niederländischer und deutscher Expertise
neue fruchtbare Agrarflächen schaffen.
Aber die Versalzung des Bodens konnte nicht dauerhaft verhindern werden und
die landwirtschaftliche Nutzung wurde wieder aufgegeben - Gut für die Natur!
Neulandgewinnung und Feuchtgebiete
Ab 1962 erarbeitete Dr. F. F. Zitscher von der Leibniz Universität Hannover im Auftrag der Vereinten Nationen
mit den Experten vor Ort ein Konzept zur Eindeichung und Entwässerung. (Damals war Taiwan als Republik China noch Mitglied der UN.)
Auf Einladung der Uni kam dann 1963 ein taiwanischer Professor für einen Monat nach Hannover um hier den
Wasserbau an der Nordsee kennenzulernen.
Die flache Westküste Taiwans mit ihren sedimentreichen Flussmündungen und Tidegebieten erinnert an
vielen Stellen ans ostfriesische Wattenmeer.
Zwischen 1960 und 1971 förderte die UNO in Taiwan insgesamt 18 Projekte
über den 'United Nation Special Fund' und nachfolgend das 'Entwicklungsprogramm der Vereinten Nationen' UNDP.
Das
Essay
von Dr. Chang Li erläutert die nachhaltigen
Entwicklungen die durch diese internationale Zusammenarbeit angestossen wurden.
AoGu Wetlands and Forest Park
Das AoGu Naturschutzgebiet 鰲鼓濕地
mit seinen Feuchtgebieten, Binnengewässern und Waldflächen ist ein beliebter Rastplatz für Zugvögel
wie den Löffler (Black Faced Spoonbill). Der Link zum Park:
Als wir mit dem Rad endlich auf dem Deich waren erstahlte AuGu in der Winter Abendsonne.
Der Hobby Ornithologe mit dem wir ins Gespräch kamen packte gerade sein Kamerastativ ein und
meinte zum Vogelbeobachten sollten wir besser mal morgens wiederkommen - hao de!
SuanTou Zuckerfabrik
Zurück in der Zuckerfabrik beim Rundgang durch das Industrie Denkmal:
Die nach oben gekrümmten Absaugrohre der Howardschen Vakuumverdampfer
und unberührte Produktionshallen.
Im 2. Weltkrieg wurde kriegswichtiges Ethanol aus Zuckerrohr produziert.
Daher waren die Fabriken auch Ziel amerikanischer Bombenangriffe.
PuZi 朴子
Auch die Schienenverbindung von der Zuckerfabrik ins Städtchen PuZi sind jetzt 4 km Radweg.
Das Foto zeigt den Eingang des 'Rural Cycleway'
朴子田園鐵馬道
vom Ortsrand PuZi aus. (an der Strasse 168 in Richtung der ChiaYi HSR-Station).
Im Ort ein kleiner Park mit der Replik des alten Bahnhofs und dann einen Block weiter
die Bahntrasse als grünes Band in der Mitte der BaDe Road.
Der Radweg geht noch weitere 3 km bis ins nächste Dorf.
Last update Jan. 2023
×
Auf dem Fahrrad: Martin Eickhoff & Stella Chiang
Bad Laasphe, Germany
martin (at) oakhouse.de