Radtouren
auf stillgelegten
Bahntrassen in Taiwan
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XinYing ⸗ YanShui ⸗ JingLiao
Auf der 21.5km langen BuDai Strecke 布袋線 wurde im Jahr 1909 der Betrieb für Zuckerrohr und Personenverkehr aufgenommen.
Zunächst nur auf den ersten 8.5km vom Hauptbahnhof XinYing 新營 nach
YanShui 鹽水. Diese Teilstrecke ist heute auch als Radweg ausgebaut.
Bis zu den Salzfeldern von BuDai verzögerte sich der Ausbau der Bahnstrecke noch bis 1913. 1979 wurde die gesamte Strecke stillgelegt.
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BuDai Salzgärten
Die Salzgewinnung aus dem Meer hat in Süd-Taiwan eine lange Tradition und wird in BuDai vom Verein "Zhou Nan Salt Field" im Kleinen weitergeführt.
Man kann dort selber schöpfen oder bestes "Fleur de Sel" probieren und kaufen.
https://taiwansalt.com
Zwei historische Photos: Landkreis ChiaYi.
YanShui Station
Den Bahnhof YanShui鹽水車站 hatten wir als
Startpunkt unserer Tour im Frühjahr 2019 gewählt, denn hier gibts kein Problem einen Parkplatz fürs Auto zu finden.
Wörtlich übersetzt heisst der Ort sinnigerweise "Salzwasser". Romanisiert findet sich auch die Schreibweise Ensui, Yanshuei oder Yenshue.
Lagerhaus Ruinen
Die grossen Lagerhäuser der Zuckerfabrik gegenüber vom Bahnhof stehen schon seit einem Bombenangriff im 2. Weltkrieg als Ruinen.
Geld und Gaudi
Bei Zucker und Salz ging es in der Kolonialzeit auch immer ums grosse Geld.
Fuer diesen kleinen Ort ein imposantes Bankgebäude.
Fenstergitter in Bambusform - florale Motive des katalanischen Jugendstils
in YanShui's Altstadt.
Abendsonne
Beeilt euch, der Zug fährt gleich! Schüler am Bahnsteig YanShui.
Dieser Haltepunkt西太子宮車站 aus dem Jahr 1922 dient jetzt als schattiger Pausenplatz.
TaiZiGong: Namensgeber ist der Kronprinz‑Tempel in der Nähe.
East TaiZiGong Station
Erst 1938 für die Arbeiter einer Papierfabrik eingerichtet der Bahnhof TaiZiGong Ost
東太子宮車站.
Schön renoviert und von einem keinen Park umgeben.
Zweigleisiger Gemüsegarten
Die Frühlingszwiebeln, Kohlrabi und Stangenbohnen wachsen prächtig im Gleisbett.
Etwas weiter am Ende der Kleingärten ein langgestrecktes Betongerüst.
Dort wurde das Salz aus den Schmalspurwagen zum Weitertransport auf Normalspur umgeladen.
Fabriktor
Das Eingangtor zur XinYing Zuckerfabrik mit Brückenstellwerk (1974) und der ChangQian Station.
Hier enden jetzt auch die Museumsfahrten über die weitläufigen Gleisanlagen.
Aufgebaut wurde die Fabrik und das 762mm Schmalspurnetz ab 1909 von der heute noch existierenden japanischen Firma Ensuiko Sugar Refining Co.Ltd.
Nach dem Abzug der Kolonialmacht übernahm 1946 die staatliche Taiwan Sugar Corporation den Betrieb.
Fussgängerbrücke
Jetzt im Dauerschlaf, Fussgängerbrücke und Schrankenwärterhäuschen.
XinYing Hauptbahnhof
Das stilvolle Bahnhofsgebäude aus dem Jahr 1976.
Auf der rechten Seite beginnt das Gelände der Zuckerbahn.
US Militärkarte
Die amerikanische Militärkarte von 1944 basiert auf einer japanischen Karte von 1929.
Verwendet werden die aus dem japanischen transkribierten Ortsnamen:
Shinei = XinYing, Taishikyu = TaiZiGong, Ensui = YanShui,
Gannei = AnNei Zucker Fabrik, Gichiku = YiZhu (Yijhu).
Die Route auf openrouteservice.org .
-1 Kirche, -3 Stellwerk, -4 Schwanensee -6 XinYing Station, -8 Brückenstellwerk, -9 TaiZiGong, -10 YanShui Station, -11 Zuckerfabrik, -12 YiZhu, -18 BuDai.
(Der beste Weg zwischen Punkt 13 und 17 wird noch gesucht.)
Schwanensee
Ein zweiter Schmalspur-Radweg vom Bahnhof XinYing führt 8km nördlich nach JingLiao
菁寮.
Erster romantischer Photostop am Schwanensee, abends mit Beleuchtung.
Das weiss-rote Warnschild: "Achtung, giftige Schlangen kommen raus!" - na ja ...
Langer-Kurzer-Baum Stellwerk
Die Signalstation von Changdushu 長短樹信號所
kontrollierte diesen entlegenen Bahnkreuzungspunkt. Sie war rund um die Uhr besetzt, hatte Schlafplätze und einen grossen Ofen.
Ein lokaler Unterstützerverein hat drinnen ein kleines Museum eingerichtet
und die Umgebung von "Langer Kurzer Baum" (wörtlich übersetzt) als Kinderspielplatz hergerichtet.
Am Ende des Radwegs gehts rechts auf der Strasse 82 nach HouBi.
Das hölzerne Bahnhofsgebäude dort stammt aus dem Jahr 1943 als der Ort noch japanisch Kōheki hiess.
Links gehts in den Ort JingLiao, der die perfekte Kulisse für die Gute-Alte-Zeit der 1960er abgiebt.
Die TV-Serie 'The Making of an Ordinary Woman' wurde 2019 hier gedreht und lockt Fans aus ganz Asien hierher: https://www.youtube.com/watch?v=6I3YHHMIgis
Westdeutsche Nachkriegsmoderne
Und dann am Ortseingang von JingLiao begegnet uns Gottfried Böhm der Architekt und Pritzker-Preis Gewinner.
Sakrale und brutalistische Betonbauten haben ihn berühmt gemacht.
Hier auf dem Land leuchtet seine expressionistische Pyramide (1955-1962)
weithin über die Felder.
Wir hatten den Franziskaner Priester spontan angerufen und, obwohl wir nicht
zu seinen Schäfchen gehören, ist er extra vorbeigekommen.
Kenntnisreich hat er uns in der kleinen Ausstellung anhand der Fotos vom Bau und dem anfänglichen
Unverständnis der lokalen Handwerker berichtet.
Dann beim Rundgang die reiche Symbolik der Kirche gezeigt.
Last update Jan. 2023
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Auf dem Fahrrad: Martin Eickhoff & Stella Chiang
Bad Laasphe, Germany
martin (at) oakhouse.de